Jahrzehntelang für die AZ unterwegs
Er war das, was man eine Seele von Mensch nennt: Immer freundlich, hilfsbereit und unkompliziert, und für die jungen, unerfahrenen Kollegen hatte er immer einen Tipp parat.
Jahrzehntelang war Rudi Klos als Fotograf für die AZ unterwegs und ist bei allen, die ihm damals begegneten, unvergessen. Viel zu früh, mit gerade einmal 68 Jahren schon 1995 verstorben, wäre er nun, am 20. Dezember, 90 Jahre alt geworden.
Zum Glück sind einige seiner Aufnahmen im AZ-Archiv und sehr viel mehr bei seinen Kindern erhalten geblieben. Ein wunderbares Kaleidoskop der Aufbaujahre in den 50ern und 60ern und aus dem neuen Mainz der 70er und 80er Jahre. Schreiner war Rudi Klos zunächst, kaufte sich aber gleich nach der Währungsreform 1948 den ersten Fotoapparat. Bald darauf waren schon die ersten Bilder in der AZ, als der junge Fotograf die Rettung eines in einer Baugrube gestürzten Pferdes ablichtete.
Wie schwer die Anfänge waren, davon erzählte Rudi Klos später gerne den jungen Zeitungskollegen die bequem im Dienstwagen ihre Termine erledigten. Rudi war zu Beginn seiner Laufbahn immer mit dem Fahrrad unterwegs, was angesichts der hügeligen rheinhessischen Topographie sicher eine sportliche Herausforderung war. Später schenkte ihm dann sein Onkel ein Kleinmotorrad, auf dem der AZ- Fotograf dann von Termin zu Termin fuhr. An den Wochenenden war er auf sämtlichen Sportplätzen daheim und da die Zeit knapp war und er nicht erst ins Pressehaus nach Mainz fahren konnte, baute er sich eine Mini-Dunkelkammer auf den Gepäckträger seines Krads. Mithilfe eines lichtdichten Sacks konnte er die Filme schon vor Ort entwickeln.
Schnell war er auch noch mit über 60 äußerst flink, wenn es galt, irgendwo hochzuklettern, um ein gutes Bild zu schießen. Ein aktueller Termin nach dem anderen, überraschende Einsätze zu
irgendeinem Polizeieinsatz – all das konnte ihn nie schrecken und ihm schon gar nicht die Laune verderben. Rudi Klos fing aber auch gekonnt die Atmosphäre von Stadt und Land kreis ein. Die Mainzer Gassen hatten es ihm dabei ebenso angetan wie die Atmosphäre am Rhein oder eine aus der Zeit gefallene dörfliche Szene. Wenn Schnee fiel, machte er stimmungsvolle Winteraufnahmen und als der Rhein 1963 zufror, fuhr er den Strom hinunter, um die bizarren Eislandschaften bildlich festzuhalten.
Wir profitieren noch heute vom Werk dieses unvergessenen Fotografen.
Quelle: Michael Bermeitinger / AZ-2017